Archiv der Kategorie: 18./19. Jahrhundert

Alexandre Pierre François Boëly

18./19. Jahrhundert

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ging die Bedeutung der Cembalo- und Orgelmusik zurück. Die grossen Komponisten dieser Zeit schrieben vermehrt Werke für das Hammerklavier, welches neue Ausdrucksmöglichkeiten im «empfindsamen Stil» des Zeitgeschmacks ermöglichte.

Unter den Komponisten, die gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts bedeutende Beiträge zur Orgelmusik leisteten sind zu nennen: In Frankreich Guillaume LasceuxNicolas Séjan und später Alexandre Pierre François Boëly, in Deutschland Justin Heinrich KnechtChristian Heinrich Rinck und Martin Vogt, in England Samuel Wesley und William Russell, in Italien Giuseppe Gherardeschi und Gaetano Valeri, in Spanien José Lidon.

Bei Komponisten wie Boëly, Rinck und Wesley findet man eine grosse stilistische Breite von der Tradition ihrer barocken Vorbilder über die Klassik bis zur beginnenden Romantik. Andere versuchten explizit, den galanten Stil der Frühklassik auf die Orgel zu übertragen, z.B. Lasceux, Knecht, Vogt, Valeri und Gherardeschi.

Zahlreiche weitere Kleinmeister hinterliessen reizvolle Orgelstücke für die gottesdienstliche Praxis, z.B. Carl Michael Meineke, Jan Křtitel KuchařFranz Bühler oder Theodor Grünberger.

Mehr über diese Epoche im Beitrag Orgelmusik der Klassik.

Klangbeispiele Orgelmusik Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert

Spanien

Frankreich

Deutschland

England

Italien

Johann Gottfried Vierling

Johann Gottfried Vierling (1750–1813) war ein deutscher Komponist aus Thüringen. Er erlernte das Orgelspiel bei Johann Nikolaus Tischer. Mit 20 Jahren studierte er angeblich einige Monate beim Bach-Schüler Johann Philipp Kirnberger. In dieser Zeit hatte er auch Kontakt mit Carl Philipp Emanuel Bach. Im Jahre 1773 wurde er Nachfolger von Tischer als Organist in der Stadtkirche von Schmalkalden. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod aus. Weiterlesen

Sixtus Bachmann

Sixtus (Sigmund Eugen) Bachmann (1754-1825) wurde in Kettershausen im Unterallgäu geboren. Er wurde in der Jugendzeit von seinem Vater und seinem Grossvater unterrichtet. Letzterer war Organist in Biberbach. Sixtus galt als Wunderkind, eine bekannte Episode ist der Orgelwettstreit mit dem jungen Mozart in Biberbach.

Mozart in Biberbach

Mit 17 Jahren trat Bachmann ins Kloster Marchtal ein, wo er u. a. von Abbé Vogler unterrichtet wurde. Er war im süddeutschen Raum ein vielbeachteter Komponist von Messen, Klavier- und Orgelwerken. Justin Heinrich Knecht bezeichnet ihn als “herausragenden Meister” in Oberschwaben.

Nach der Säkularisation wurde er aus dem Kloster vertrieben und lebte danach als Pfarrer in Reutlingendorf. In dieser Zeit der Zurückgezogenheit komponierte Bachmann nur noch klein besetzte Stücke.

Orgelwerke von Sixtus Bachmann

Zur Zeit sind drei Sammlungen im Handel erhältlich:

  • Späte Sonaten und Fantasien (HG. Berthold Büchele und Manfred Schwendner)
  • Fünf Sonaten „zum Schlagen“ (HG. Berthold Büchele und Manfred Schwendner)
  • Tastenmusik von Klosterkomponisten des 18. Jahrhunderts Band 9 (Hg. Gerhard Weinberger)

event Veranstaltungen mit Musik von Sixtus Bachmann

José Lidón

José Lidón

José Lidón (1748–1827) wurde in Béjar, Provinz Salamanca geboren. Sein Vater war dort Kirchenorganist. Die Familie stammte ursprünglich aus Frankreich. Zusammen mit zwei Brüdern erhielt er vom Vater den ersten Musikunterricht. Mit zehn Jahren wurde er ins Kollegium für junge Sänger in Madrid aufgenommen. Weiterlesen

Meissner Dom

Johann Gottfried Weiske

Johann Gottfried Weiske (1745–1806) besuchte ab 1761 die Thomanerschule in Leipzig und studierte danach an der dortigen Universität. 1769 kam er als Stellvertreter des Kantors nach Meissen und wurde dort 5 Jahre später Dom- und Stadtkantor.

Weiske war der erste Komponist im deutschsprachigen Raum, der exakte Tempoangaben vorschrieb. Er veröffentlichte dazu eine Abbildung und eine genaue Beschreibung seines «Tactmessers» in Pendelform.

Kompositionen von Johann Gottfried Weiske

Nebst einigen Chorwerken sind sechs Sonaten für «Clavierspieler der mittleren Classe» überliefert, erschienen im Sonat-Verlag. Diese Sonaten können auch auf der Orgel wiedergegeben werden. Die sechste Sonate «à tré mani» erfordert zwei Spieler*innen. Stilistisch stehen die Sonaten zwischen der Musik von Johann Ludwig Krebs und Joseph Haydn.

event Veranstaltungen mit Musik von Johann Gottfried Weiske

Orgel Ellwangen

Johann Melchior Dreyer

Johann Melchior Dreyer (1747–1824) lebte in Ellwangen (Württemberg), wo er zuerst als Schulmeister wirkte. 1779 wurde er Stiftsorganist und 1790 Kapellmeister in Ellwangen und übte diese Ämter vermutlich bis zu seinem Tod aus. Dreyer komponierte Orgelsonaten, Messen und kleinere Vokalwerke. Einige Messen hatten zu seiner Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad. Weiterlesen

Ludwig van Beethoven

Ludwig van Beethoven

Ludwig van Beethoven (1770–1827), geboren in Bonn, gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Klassik und Wegbereiter der Romantik. Sein Vater und sein Grossvater waren bereits Berufsmusiker an der Hofkapelle des Kurfürsten und Erzbischofs Maximilian Friedrich. Der junge Ludwig wurde u. a. vom Hoforganisten Gilles van den Eeden und dessen Nachfolger Christian Gottlob Neefe unterrichtet. Mit 12 Jahren wurde der Beethoven Neefes Stellvertreter an der Orgel, mit 14 erhielt er eine feste Anstellung als Organist. Daneben wirkte er bis zu seinem Umzug nach Wien 1792 als Cembalist und Bratischist an der Hofkapelle. Weiterlesen

Maximilian Stadler

Maximilian Stadler (1748–1833), auch als Abbé Stadler bekannt, wurde in Melk geboren. Sein Taufnahme war Johannes Karl Dominik, den Vornamen Maximilian legte er sich beim Eintritt ins Kloster zu. Ab 1762 besuchte Stadler in Wien die Jesuitenschule. Hier lernte er vile Musiker kennen, u.a. Johann Baptist Vanhal und Joseph Haydn. Im Alter von 18 Jahren trat er in das Stift Melk ein, 1772 empfing er die Priesterweihe, 1784 wurde er zum Prior gewählt. In der Folge hatte er viele kirchliche Ämter inne und war viel auf Reisen. 1796 zog Stadler nach Wien, komponierte weltliche Werke und arrangierte Opern von Mozart, Gluck und Cherubini. 1810 übernahm er ein Pfarramt, liess sich aber nach fünf Jahren pensionieren und zog wieder nach Wien um sich ganz der Musik widmen. Stadler starb am 8. November 1833 in seiner Wohnung und wurde wie Mozart auf dem Sankt Marxer Friedhof beigesetzt. 1930 wurde die Stadlergasse in Wien-Hietzing nach ihm benannt. Weiterlesen

Foundling Hospital, London: Orgel gespendet von G. F. Händel.

William Russell

William Russell (1777–1813) wurde in London als Sohn des Orgelbauers William Russell geboren. Vom achten Lebensjahr an erhielt er Orgelunterricht. Bereits mit zwölf Jahren vertrat er seinen Vater als Organisten. 1793 bekam er seine erste Stelle an der Great Queen Street Chapel. 1798 wurde er Organist an St Anne’s, Limehouse und 1801 am Foundling Hospital in London. Dieses Waisenheim wurde 1747 gegründet, zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch Georg Friedrich Händel. Händel spendete eine Orgel für die Foundling Hospital Chapel. Im Gegenzug wurde hier jedes Jahr der Messias aufgeführt. Weiterlesen

Augustinerkloster_München

Theodor Grünberger

Theodor Grünberger (1756–1820) wurde in Bettbrunn in der Opberpfalz geboren. Sein Vater war Organist in der dortigen Wallfahrtskirche. Mit zwanzig Jahren trat er ins Münchner Augustinerkloster ein und wurde 1778 zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren wirkte er in verschiedenen bayrischen Klöstern. 1802 verliess er das Kloster und wurde Professor für Orgel und Singkunst am Lehrerseminar. Zu seiner Zeit war Theodor Grünberger in ganz Bayern ein berühmter Kirchenmusiker. Weiterlesen

Kloster Strahov in Prag

Jan Křtitel Kuchař

Jan Křtitel Kuchař (1761–1829) wurde in Nordböhmen geboren. Den ersten Musikunterricht erhielt er vom Dorfkantor Jan Vlach. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er Philosophie an der Prager Universität. In dieser Zeit nahm er privaten Musikunterricht beim berühmten Prager Organisten Josef Ferdinand Norbert Seger. Nach Abschluss seiner Studien wurde er 1772 Organist an der Pfarrkirche St. Heinrich in Prag. 1790 wechselte er als Nachfolger von Johann Wolf in die Abtei Strahov, wo er bis zu seinem Tod fast 39 Jahre lang Organist war. Weiterlesen