Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählen Felix Mendelssohn Bartholdy und Adolph Friedrich Hesse in Deutschland sowie Alexandre Pierre François Boëly und Jacques-Nicolas Lemmens in Frankreich zu den fruchtbarsten Schöpfern von Orgelmusik.
Lesen Sie auch den Schwerpunktbeitrag Französische Orgelmusik im 19. Jahrhundert
Archiv der Kategorie: 19. Jahrhundert I
Elizabeth Stirling
Elizabeth Stirling (1819-1895) war eine englische Organistin. Sie wurde in Greenwich geboren und starb in London. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie an der Royal Academy of Music in London in den Fächern Klavier, Orgel und Musiktheorie. Trotz ihrer herausragenden Leistungen erhielt sie aner keinen Abschluss in Oxford, da zu dieser Zeit keine Abschlüsse an Frauen verliehen wurden. Bereits im Alter von zwanzig Jahren wurde sie zur Organistin an der Al Saints’ Poplar ernannt. Von 1858 bis 1880 war sie Organistin von St. Andrew Undershaft in London. 1863 heiratete sie Frederick Albert Bridge, Fotograf, Chorleiter von St Martin-in-the-Fields und Organist und Chorleiter von St Martin, Ludgate.
Stirling verfügte über eine aussergewöhnliche Pedaltechnik, sie war auch eine der ersten Organistinnen, die die Werke von Johann Sebastian Bach spielte. Ein Konzert, das sie im Alter von 18 Jahren gab, wurde wie folgt rezensiert: “Diese junge Dame … spielte fast drei Stunden lang die schwierigsten Pedalfugen und Präludien von Bach, mit einem Grad an Präzision und Meisterschaft, von dem man fast sagen kann, dass er konkurrenzlos ist. Wir hoffen, dass Miss Stirling Gerechtigkeit widerfährt. Das Vorurteil gegen Organistinnen kann nicht bestehen bleiben, wenn ein solches Beispiel dagegen spricht.”
Stirlings Kompositionen konzentrierten sich auf Klavier, Orgel und Vokalmusik, ihr größtes Werk war der Psalm 130. Von ihren etwa 50 Vokalwerken wurde das Chorlied All Among the Barley sehr bekannt.
Orgelwerke von Elizabeth Stirling
- Two Grand Organ Voluntaries (1851)
- Six Pedal Fugues (5 davon auf englische Psalmmelodien, 1857) *
- Eight Slow Movements for The Organ (1857) *
- Arrangements: Comfort ye my people und Ev’ry valley shall be exalted (1866, aus Händels Messias). Wir setzen uns mit Tränen nieder (1866, aus Bachs Matthäuspassion)
- All Among the Barley (als Walzer für Orgel arrangiert)
* Neuausgabe im Verlag J. W. Pepper www.jwpepper.com, herausgegeben von Barbara Harbach. erhältlich als gedruckt uns als ePrint. Auszug aus dem Begleittext dieser Ausgaben:
Elizabeth Stirling ist eine der wenigen Frauen der Romantik, die für die Orgel geschrieben haben und barocke Techniken des Kontrapunkts verwendeten (wie Clara Schumanns Präludien und Fugen op. 16). Sie ist eine der wenigen Komponistinnen der Romantik, die die Formen des Barocks aufgriffen und sie mit ihrem eigenen Stil und Geist erfüllten.
Ihre Sechs Fugen für Orgel umfassen sechs Pedalfugen (von denen fünf auf englische Psalmtöne zurückgehen) und ein Präludium und eine Fuge in B-Dur. In Sir Fugues for Organ wird allen Fugen eine einfache Vertonung des Chorals vorangestellt.
Elizabeth Stirlings “Romantische Stücke für Orgel” bestehen aus acht Sätzen in ABA-Form, oft mit einer Coda. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist das sechste Stück, ein Maestoso in d-Moll. Das letzte Werk ist das einzige in der Form von Thema und Variation. Diese Kompositionen von Elizabeth Stirling sind typische Beispiele für langsame Sätze der Romantik. Sie eignen sich als Vortragsstücke, insbesondere das Maestoso, als Gottesdienst- oder Unterrichtsstücke.
August Bergt
Christian Gottlob August Bergt (1771–1837) stammte aus Oederan in Sachsen. Er besuchte die Dresdner Kreuzschule, wo er auch musikalisch stark gefördert wurde. Danach studierte er Theologie in Leipzig und bildete sich auch hier musikalisch weiter. Nach dem Studium war er als Hauslehrer tätig bis er im Jahre 1802 Organist in Bautzen wurde.
Orgelwerke von August Bergt
Bergt veröffentlichte als opus 25 eine Sammlung von 15 Orgelstücken mit dem Titel «Unterhaltungen für Orgelspieler». Es handelt sich um drei Zyklen mit je fünf Sätzen. Die Ecksätze in jedem Zyklus sind freie Sonatensätze in starker Registrierung. Jeder Zyklus enthält eine Choralbearbeitung, zudem gibt es Trios, Fugen und kantable Stücke im galanten Stil.
Bergt komponierte auch einige Messen und Kantaten, sowie Kammer- und Orchestermusik.
Ernst Friedrich Richter
Ernst Friedrich Richter (1808–1879) war ein deutscher Komponist und Musiktheoretiker. Er wurde in Grossschönau in der Lausitz geboren, studierte später Theologie und daneben auch Musik. Ab 1848 war er Leiter der Leipziger Singakademie, ab 1850 Organist in verschiedenen Leipziger Kirchen und Theorielehrer am Konservatorium. Nach dem Tod von Moritz Hauptmann übernahm er 1868 das Amt des Thomaskantors und Musikdirektors der Leipziger Hauptkirchen. Weiterlesen
Robert Führer
Robert Jan Nepomuk Führer (1807–1861) war ein böhmischer Organist, Dirigent und Komponist. Er wurde in Prag geboren und war Schüler von Jan August Vitásek und wurde im Alter von 19 Jahren als zweiter Domorganist gewählt. 1831 wurde er Domorganist und 1839 Domkapellmeister. Er unterrichtete auch an der Prager Orgelschule.
Nach einer Verurteilung wegen Betrugsdelikten trat er als Domkapellmeister zurück und trennte sich von seiner Familie. Er führte danach ein unstetes Wanderleben, das ihn bis nach Salzburg führte, wo er im Jahr 1856 ein Improvisationswettspiel gegen Anton Bruckner austrug. Führer starb als Obdachloser im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Weiterlesen
Fortunat Pintarić
Fortunat Pintarić (1798–1867) war ein kroatischer Musikpädagoge und Komponist. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Varaždin (Nordkroation) und Zagreb wurde er 1821 zum Priester geweiht. Er studierte auch Musik (Orgel, Gesang, Kompositionslehre) und war als Kantor und Organist tätig. Als Gymnasiallehrer war er in Varaždin tätig, später wurde er nach Virovitica und Koprivnica verlegt. Er bekleidete die kirchlichen Ämter des Wächters und des Vikars in mehreren Franziskanerklöstern im Norden Kroations. Weiterlesen
Alessandro Grazioli
Alessandro Grazioli (1770–1834) war ein venezianische Komponist der Klassik.
Die Informationen über diesen Komponisten sind sehr spärlich, da die Biographie völlig unauffindbar ist. Es wird angenommen, dass er bei seinem Vater, dem berühmten Komponisten und Organisten Giovanni Battista Grazioli (Venedig 1746–1820), Orgelunterricht erhielt.
Alessandro lebte sein Leben lang im Schatten seines Vaters, den er bei dessen Tod als Organist am Markusdom ersetzte. Er übte das Amt des Domorganisten von 1821 bis 1833 aus.
Seine musikalische Tätigkeit fand ausschließlich in der Lagunenstadt statt: er schrieb 57 Sonaten und Symphonien für Orgel und einige Kammermusikwerke.
Bartolomeo Franzosini
Bartolomeo Franzosini (1768–1853) stammta aus einer berühmten Familie aus Intra am Lago Maggiore. Nach seinem Universitäts- und Kunststudium wurde er 1793 zum Organisten und Kapellmeister der Basilika von San Vittore in Intra ernannt, wo er bis 1839 blieb. In dieser Funktion und auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt war er ein produktiver Komponist von geistlichen, symphonischen und kammermusikalischen Werken und etablierte sich als der grösste Musiker seiner Zeit in der Region Novara.
Sein Ruhm ging weit über die Grenzen seiner Region hinaus: Er erhielt Aufträge u. a. der einflussreichen Familie Borromeo; einige seiner Werke wurden im Archiv des Mailänder Doms gefunden. Franzosinis Musik geriet für lange Zeit in Vergessenheit; erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden einige seiner Werke wieder aufgelegt.
Franzosini war auch Architekt, er entwarf z. B. die Kirche San Rocco in Solcio di Lesa (Beitragsbild)
Carl Czerny
Carl Czerny (1791–1857) wurde in Wien geboren, er war bereits mit zehn Jahren ein brillanter Pianist, weshalb er Schüler von Ludwig van Beethoven wurde. Er spielte als Zwanzigjähriger den Solopart in der Wiener Erstaufführung von Beethovens 5. Klavierkonzert. Czerny wurde später ein bedeutender Klavierpädagoge, er war u. a. Lehrer von Franz Liszt. Einige seiner Etüdensammlungen werden bis heute im Unterricht verwendet.
Gemessen am Umfang seiner über 1000 Kompositionen spielte die Orgel eine untergeordnete Bedeutung in Czernys Schaffen. Es sind vier Werke mit Orgelmusik überliefert. Sie sind in zwei Bänden im Verlag A-R Editions neu aufgelegt worden. Weiterlesen
François Benoist
François Benoist (1794–1878) wurde in Nantes geboren. Ab 1811 studierte er am Pariser Konservatorium bei Charles-Simon Catel und Louis Adam. Mit seiner Kantate Oenone gewann er 1815 den Prix de Rome. 1819 wurde Benoist Erster Organist der Kapelle des Königs und Professor für Orgel am Conservatoire. Dieses Amt übte er bis ins hohe Alter aus. Als Orgellehrer war er während über 50 Jahren die prägende Figur der Pariser Orgelszene. Zu seinen Schülern zählten u. a. César Franck, Théodore Dubois, Louis Lefébure-Wély und Camille Saint-Saëns. Ab 1840 war er ausserdem Premier chef de chant an der Pariser Oper. Weiterlesen
Johann Kaspar Aiblinger
Johann Kaspar Aiblinger (1779–1867) wurde in Wasserburg am Inn geboren. Er erhielt seinen ersten Musikunterricht in der Benediktinerabtei Tegernsee. Später studierte er in München und Bergamo. Ab 1804 wirkte er an verschiedenen Orten in Norditalien und kam 1819 zusammen mit einer italienische Operntruppe wieder nach München, wo er Hofkapellmeister wurde. Ab 1837 wirkte er als Kirchenmusiker an der Allerheiligen Hofkirche. Weiterlesen