François Benoist (1794–1878) wurde in Nantes geboren. Ab 1811 studierte er am Pariser Konservatorium bei Charles-Simon Catel und Louis Adam. Mit seiner Kantate Oenone gewann er 1815 den Prix de Rome. 1819 wurde Benoist Erster Organist der Kapelle des Königs und Professor für Orgel am Conservatoire. Dieses Amt übte er bis ins hohe Alter aus. Als Orgellehrer war er während über 50 Jahren die prägende Figur der Pariser Orgelszene. Zu seinen Schülern zählten u. a. César Franck, Théodore Dubois, Louis Lefébure-Wély und Camille Saint-Saëns. Ab 1840 war er ausserdem Premier chef de chant an der Pariser Oper.
Orgelwerke von François Benoist
Sein umfangreiches Orgelwerk umfasst Offertoires, Elévations, Communions, Sorties, Versetten sowie Stücke ohne liturgische Zuordnung. Die meisten Orgelwerke erschienen in 12 Suiten in der Sammlung Bibliothèque de l’organiste ou Suites de pièces. Zur Zeit der ersten Veröffentlichung war Benoist bereits 46 Jahre alt und seit 20 Jahren Professor am Conservatoire. Die Werke aus der Zeit von 1840–1842 orientieren sich stilistisch an der Musik der Klassik und zeugen vom hohen handwerklichen Können des Komponisten. In den späteren Werken dominieren Charakterstücke im romantischen Stil. Benoist bemühte sich stets um einen «seriösen» Orgelstil und distanzierte sich vom damals modischen Salonstil, wie ihn zB sein Schüler Lefébure-Wély pflegte.
Das Gesamtwerk wurde ab 2008 von der Société de Musique Française deu XIXe siècle-Publimuses neu herausgegeben.
- Band 1 der neuen Ausgabe umfasst die Suiten 1 bis 4 (1840, 1841) mit 7 Offertoires, 4 Elévations und 2 Grand Choeurs.
- Band 2 umfasst die Suiten 5 bis 8 (1841, 1842 und 1859) mit 2 Offertoires und 20 kürzeren Stücken (Pièces, Elévations u.a.)
- Band 3 umfasst die Suiten 9 bis 12 (1860, 1861) mit 45 kürzeren Stücken mit verschiedenen Bezeichnungen.
- Band 4 umfasst 14 weitere Stücke mit liturgischer Bestimmung
In den ersten vier Suiten, die 1840 und 1841 veröffentlicht wurden, überwiegen ausgedehnte Offertoires in der klassischen Sonatenform. Die Suiten 5 (1841) und 6 (1842) enthalten hauptsächlich freie Stücke ohne liturgische Zuordnung und von kürzerer Dauer. Die 7. Suite enthält nochmals zwei umfangreiche Offertoires. In den Suiten 8 bis 12 (1859 bis 1861) finden sich zunehmend kürzere Stücke mit verschiedenen Charakteren. Die Satzbezeichnungen sind vielfältig, es gibt viele Versetten, einige Préludes, Prières, Communions, Sorties, aber auch nicht-liturgische Bezeichnungen wie Solo, Duo, Trio.
Benoist bemühte sich stets um eine «orgelmässige» Satztechnik mit wenig pianistischen Elementen, seine Musik ist vor allem in den späteren Stücken sehr reich an Modulationen, der Pedalgebrauch ist sparsam. Zusammen mit Alexandre Pierre François Boëly gehört er zu den französischen Orgelvirtuosen, die sich wenig von modischen Trends beinflussen liessen und einen traditionellen Kirchenmusikstil pflegten.
Benoist komponierte auch Opern, Ballettmusiken und eine Messe mit Orgel.
Klangbeispiele
Aufnahmen: Johannus Rembrandt, 2018