Französische Orgelmusik im 19. Jahrhundert

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A) Literaturliste Französische Orgelmusik im 19. Jahrhundert

Bücher zur französischen Orgelmusik, Sammelhefte und Einzelausgaben kürzerer und leichterer Orgelwerke von ca. 90 Komponisten des 19. Jahrhunderts.

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Literaturliste zur französischen Orgelmusik im 19. Jahrhundert

B) Die musikalischen Stile in der Orgelmusik des 19. Jahrhunderts

Die Orgelmusik im 19. Jahrhundert kann stilistisch in fünf Gruppen eingeteilt werden:

  1. Frühklassische Orgelmusik (ca. 1750–1820)
  2. Orgelmusik im Stile der (Wiener) Klassik (ca. 1820–1840)
  3. Frühromantische Orgelmusik (ca. 1840–1860)
  4. Romantisch-symphonische Orgelmusik (ab ca. 1860)
  5. Spätromantisch-symphonische Orgelmusik (ab ca. 1890)

C) Die frühklassische französische Orgelmusik

Den frühklassischen Stil trifft man bereits in der Orgelmusik der im frühen 18. Jahrhundert geborenen Komponisten an. In Paris waren das u. a. Michel Corrette, Armand-Louis Couperin, Claude-Bénigne Balbastre und Jean-Jacques Beauvarlet-Charpentier. Einige der im späteren 18. Jahrhundert geborenen Komponisten wirkten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Allen voran ist Guillaume Lasceux zu nennen, von ihm sind heute wieder über 200 Orgelstücke in Neuausgaben frei verfügbar. Weitere wichtige Namen sind Nicolas Séjan (erster Orgellehrer am Conservatoire), Jean-Nicolas Marrigues, Gervais François Couperin und Jacques-Marie Beauvarlet-Charpantier.

Klangbeispiele zur frühklassichen französischen Orgelmusik

D) Französische Orgelmusik im Stile der (Wiener) Klassik

Der Hauptvertreter des klassischen Stils in Frankreich ist Alexandre Pierre François Boëly. Seine Musik ist beeinflusst von der Musik Johann Sebastian Bachs und Ludwig van Beethovens. Eine bedeutende Rolle spielten auch aus dem deutschsprachigen Raum eingewanderte Komponisten, so Sigismund Ritter von Neukomm in Paris und Martin Vogt in Strassburg. Weitere wichtige komponierende Organisten sind Joseph Wackenthaler in Strassburg sowie Adolphe Miné und Charles-Alexandre Fessy in Paris.

Klangbeispiele zur französischen Orgelmusik der Klassik

E) Französische Orgelmusik der Frühromantik

Die frühromantische Orgelmusik ist beeinflusst durch die Musik Mendelssohn und die Musik der französischen Romantiker Berlioz und Gounod. François Benoist hatte eine grosse Bedeutung hat als langjähriger Professor für Orgelspiel am Conservatoire. In der Öffentlichkeit waren allerdings seine Schüler bekannter, allen voran Louis Lefébure-Wély, der die Orgelszene in Paris in der Mitte des Jahrhunderts dominiert. Neben ihm sind noch Antoine Edouard Batiste und Georges Schmitt für die Orgelmusik von grosser Bedeutung. Aus dieser Zeit sind auch einige elsässische Komponisten bekannt, z. B. Theophile Stern und Jacques-Louis Battmann.

Klangbeispiele zur frühromantischen französischen Orgelmusik

F) Die französisch-symphonische Orgelmusik

Die Hochblüte der hochromantischen französisch-symphonischen Orgelmusik beginnt mit den Kompositionen von César Franck und Jacques-Nicolas Lemmens (Belgien), etwas später folgen Camille Saint-Saëns, Alexandre Guilmant und Théodore Dubois, danach Eugène Gigout und Léon Boëllmann (Elsass). Die Zahl der publizierten Orgelmusik nahm stark zu, im nachstehenden Literaturverzeichnis sind in dieser Epoche über 30 Komponisten aufgeführt, die meisten waren in Paris ansässig, einige auch in Belgien und im Elsass. Der bedeutendste Orgelkomponist dieser Zeit, Charles-Marie Widor, komponierte ausschliesslich konzertante Orgelmusik.

Klangbeispiele zur französisch-symphonischen Orgelmusik

G) Die spätromantische französische Orgelmusik

In der spätromantischen Zeit wird die symphonische Orgelmusik von vielen Komponisten weiter entwickelt, zum Beispiel von Louis Vierne und Joseph Jongen (Belgien). Im Literaturverzeichnis sind noch ca. 20 Komponisten verzeichnet, die am Ende des 19. Jahrhunderts Kompositionen veröffentlicht haben. Zu ihnen gehörte auch der leider jung verstorbene Gabriel Dupont. Diese Entwicklung der symphonischen Orgelmusik findet bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ihre Fortsetzung.

Klangbeispiele zur spätromantischen französischen Orgelmusik

H) Orgel und Kirchenmusik in Paris im 19. Jahrhundert

Dieser Foliensatz behandelt die Rolle der Orgel in der Liturgie.

Klangbeispiele zum Foliensatz Orgel und Kirchenmusik

  • 1+2: Diese Stücke zeigen, dass es in Frankreich im frühen 19. Jahrhundert keine Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Instrumentalmusik gab. Diese Stücke könenn geanu so gut auf dem Cembalo oder dem Fortepiano gespielt werden
  • 3+4: Miné gehört zu den Komponisten, die auch im Gottesdienst gerne effektvolle, theatralische Musik gespielt haben.
  • 5–8: Alkans Kleine Präludien in den 8 Kirchentonarten sind ein Beispiel für die Hinwendung zu modaler Kirchenmusik in der Mitte des Jahrhunderts.

I) Die Orgelszene in Paris im 19. Jahrhundert

Dieser Foliensatz beinhaltet Informationen zu Orgelbau, Ausbildung und Besetzung wichtiger Stellen in den Pariser Kirchen im 19. Jahrhunderts.

Klangbeispiele zum Foliensatz Orgelszene in Paris

  • 1: Im Premier Noël von Séjan sind vier typische Registrierungen der französischen Barockorgeln zu hören, wie sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch in vielen Kirchen anzutreffen waren: Plein jeu, Cornet du Récit, Cromorne, Grand jeu. Das Original umfasst 8 Variationen über das Thema «À la venue de Noël».
  • 2–3: Einige dieser Orgeln wurden am Anfang des 19. Jahrhunderts restauriert und ausgebaut. Es wurden vermehrt Flötenregister eingebaut, beliebt waren auch die Oboenregister. In den Stücken von Lasceux sind für diese Zeit typische «Mélanges» zu hören.
  • 4–8: In den Stücken von Lefébure-Wély werden typische Klänge der symphonischen Orgel vorgeführt. Die Zungenstimmen werden weicher intoniert, Die Schwebung von Gambe und Voix céleste und die Flûte harmonique sind ebenfalls typische Klangfarben in den Orgeln ab Nitte des 19. Jahrhunderts
  • 9–14: Bei Guilmant finden wir oft Registrierangaben, die vom vom typisch französischen Muster abweichen. Vermutlich kommt es daher, dass Guilmant auf seinen vielen Konzerttourneen in ganz Europa und in den USA seine Kompositionen auf verschiedenen Orgeltypen gespielt hat und so auch andere Registerkobinationen kennen und schätzen gelernt hat.

Anhang: Geschichte der französischen Orgelmusik im 19. Jahrhundert

Dieser Foliensatz enthält viele für die Entwicklung der Orgelmusik wichtigen Ereignisse im 19. Jahrhundert. Die Chronologie stützt sich hauptsächlich auf das Buch von Orpha Ochse, «Organists and Organ Playing in Nineteenth-Century France and Belgium»