Jubilare 2013

Heinrich Scheidemann Johann Ludwig Krebs Adolf Friedrich Hesse

 

Orgelmusik der Jubilare 2013

Gottesdienst zum Jahresende 2013

Zum Abschluss des Jahres kommen nochmals drei für die Orgelmusik gewichtige Jubilare zum Zuge. Heinrich Scheidemann ist der Gründervater der Norddeutschen Orgelschule, aus der im 17. Jahrhundert berühmte Komponisten wie Dieterich Buxtehude, Vincent Lübeck und Nicolaus Bruhns hervorgingen. Noch Johann Sebastian Bach besuchte Hamburg, um die Musik Buxtehudes aus erster Hand zu studieren. Die von Heinrich Scheidemann vertonte Choralmelodie zu «Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich» entstand im 16. Jahrhundert auf den Text des Psalms 147. Sie ist heute gänzlich unbekannt, der Psalm 147 wird meistens auf die Melodie von Johann Crüger zu «Lobet den Herren alle, die ihn ehren» gesungen. Die zweiteilige Komposition Scheidemanns ist auf zwei Manualen (ad duplex manuale) zu spielen. Im ersten Vers wird die Melodie im Diskant reich koloriert. Der Übergang in den zweiten Vers erfolgt nahtlos. Im Verlauf des zweiten Verses dominieren Echoeffekte in immer kürzeren Wechsel. Gegen Schluss des zweiten Verses überwiegt wieder die kolorierte Melodie. Das Stück ist zahlreichen Choralbearbeitungen Scheidemanns einzigartig in seiner fantasiereichen Art.

Auch die Choralbearbeitung von Johann Ludwig Krebs ist in ihrer Art einmalig. Krebs kombiniert hier einen vierstimmigen Konzertsatz mit einer reich verzierten Choralmelodie im Diskant. Im Kirchenlied «Freu dich sehr, o meine Seele» besingt Christoph Demantius die Freuden des ewigen Lebens, der Schluss der letzten Strophe mutet geradezu weihnächtlich an:
„ … mit den Engeln jubilieren, ewig, ewig triumphieren“. Die Choralbearbeitung von Krebs scheint genau dieses Jubilieren auszudrücken. Der Komponist kombiniert einen Konzertsatz kunstvoll mit der reich verzierten Choralmelodie.

Martin Luthers Lied «Mitten wir im Leben sind» geht zurück auf eine lateinische Antiphon aus dem 11. Jahrhundert. Krebs verwendet die Melodie ohne jegliche Verzierungen in einem schlichten Triosatz.

Adolf Friedrich Hesse, bekannt als der «Schlesische Bach» genoss zu seiner Zeit grosse Berühmtheit als Orgelvirtuose. Seine Kompositionen in der Übergangszeit von der Klassik zur Romantik wurden im ganzen 19. Jahrhundert viel gespielt, heute kennt man vor allem seine kürzeren Stücke für den gottesdienstlichen Gebrauch. Die grösseren Werke sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Das Nachspiel D-Dur stammt aus der Sammlung «Neueste Orgel-Compositionen zum Gebrauch beym öffentlichen Gottesdienste», welche der erst 23-jährige Hesse im renommierten Wiener Verlag Tobias Haslinger herausgab.

Hans Egg, Orgel
Erich Strahm, Liturgie und Predigt