Eugène Gigout (1844–1925) erhielt seine erste musikalische Ausbildung an der Kathedrale zu Nancy, im dortigen Knabenchor. 1857 wurde Eugène Gigout an der École Niedermeyer in Paris aufgenommen und erhielt Unterricht u. a. bei Camille Saint-Saëns. Sein Orgellehrer war Clément Loret, der ihm eine moderne, von Jacques Nicolas Lemmens begründete Spielweise vermittelte. Nach einer umfassenden Ausbildung in Gregorianik, Orgelmusik und dem Werk Johann Sebastian Bachs machte Gigout den Abschluss und blieb als Lehrer an der École Niedermeyer.
1863 wurde Eugène Gigout zum Organisten der Pariser Pfarrkirche Saint-Augustin ernannt, eine Stelle die er bis zu seinem Tod über 62 Jahre hinweg innehaben sollte. 1868 erhielt die Kirche eine grosse Orgel von Albert Peschard, die ihn zu Kompositionen anregte und auf der er zahlreiche Konzerte gab. Dabei machte er sich schnell einen Namen als Improvisator und Virtuose auf seinem Instrument.
Eugène Gigout gründete 1885 eine Schule für Improvisation, die er bis 1911 leitete, um dann in die Nachfolge Alexandre Guilmants am Pariser Konservatorium zu wechseln. Zu seinen Schülern gehörten Gabriel Fauré und Léon Boëllmann. Gigout komponierte nahezu ausschliesslich für Orgel. Sein bekanntestes Werk ist die Toccata in h-moll. Für Orgel oder Harmonium komponierte er 1920 sein „Album Grégorien“ (230 Pièces pour orgue ou harmonium dans les huit modes du plain-chant, 1895; 100 Pièces brèves nouvelles – Pièces pour orgue ou harmonium).
Orgelwerke von Eugène Gigout
Unter den Orgelwerken finden sich liturgische Stücke, konzertante Werke für die symphonische Orgel und Charakterstücke, die der Salonmusik zugetan sind.
- Six Pièces, 1881. Das bekannteste Stück dieser Sammlung ist das Schlussstück, der Grand choeur dialogué G.
- 100 Pièces brèves dans la tonalité du plaint-chant pour orgue ou harmonium, 1889
- Dix Pièces pour grand orgue, 1892. Besonders populär wurde die Toccata in h Nr. 4, interessant sind auch die Rhapsodie über Weihnachtslieder Nr. 6 und das Scherzo Nr. 8
- Album Grégorien pour orgue ou harmonium, 1895. (2 x 115 Stücke) Mit dieser zweiten Sammlung von liturgischen Stücken für das ganze Kirchenjahr propagierte Eugène Gigout erneut den «reinen greogorianischen Stil», d.h. die Stücke sind streng in den Kirchentonarten geschrieben, um «vollkommenste Harmonie» mit dem Wechselgesang der Schola zu erreichen.
- Douze Pièces, 1913. Diese späten Stücke sind weniger originell und auch weniger bekannt.
- Einzelwerke und Sammlungen von Konzertstücken und weitere ca. 170 liturgische Stücke
Einige Werke sind in der Petrucci Bibliothek zum Download. imslp.org/wiki/Category:Gigout,_Eugène