Antonio Lucio Vivaldi (1678–1741) war ein venezianischer Komponist und Violinist der Barockzeit. Vivaldis Vater Giovanni Battista war zunächst Barbier und wurde später beruflicher Violinist. Antonio wurde der einzige professionelle Musiker unter seinen Geschwistern. 1685 erhielt Vater Vivaldi eine Anstellung als Violinist am Markusdom; er genoss einen guten Ruf als Musiker, hatte als Mitglied des Cäcilienvereins vielfältige Beziehungen innerhalb des venezianischen Musiklebens. Antonio zeigte früh seine Musikbegabung an der Violine und soll schon in seiner Jugend den Vater im Orchester vertreten haben.
Mit 25 Jahren wurde Antonio Vivaldi zum Priester geweiht. Anschliessend wurde er Kaplan an der Kirche S. Maria della Pietà und auf Antrag von Francesco Gasparini Violinlehrer am Ospedale della Pietà, einem dieser Kirche angegliederten Waisenhaus für Mädchen. Eineinhalb Jahre lang las er dort Messen. Dann gab er die Ausübung des Priesteramtes für immer auf, was er in einem wesentlich späteren Brief mit gesundheitlichen Problemen begründete. Vivaldi betreute das Orchester des Ospedale della Pietà als maestro di violino und den Posten als Instrumentallehrer, später wurde er zum musikalischen Leiter berufen. Das Orchester erlangte bald einen für die damalige Zeit legendären Ruf und lockte zahlreiche Italienreisende an. Für das Ospedale entstand der größte Teil seiner zahlreichen Violinkonzerte und Sonaten. Sie wurden in den Gottesdiensten musiziert.
Nach zwei in Venedig gedruckten Sonatensammlungen wurde Antonio Vivaldi mit der Konzertsammlung L’estro armonico („Die harmonische Eingebung“) eine europäische Berühmtheit. Bis 1729 erschienen insgesamt 12 Sammlungen, die ab op. 3 alle in Amsterdam gedruckt wurden. Die zwölf Konzerte op. 8 enthalten als erste vier Konzerte die berühmten Vier Jahreszeiten.
Schon während seiner Anstellung beim Ospedale della Pietà begann Vivaldi mit der Komposition von Opern. Angefangen mit Ottone in villa sollten bis 1739 über fünfzig weitere Opern folgen. Nach 1721 hielt er sich mehrmals in Rom auf, spielte zweimal vor dem Papst und erhielt viele Aufträge für Opern- und Kirchenmusik.
Um 1730 setzte ein Stilwandel ein – weg vom Barock zum Style galant. Dieser ließ Vivaldis Kompositionen vor allem beim venezianischen Publikum immer unattraktiver erscheinen. Wahrscheinlich deshalb zog er 1740 nach Wien, um Unterstützung bei Kaiser Karl VI. zu suchen; dieser jedoch starb schon im Oktober 1740. Der einstmals bekannteste Musiker Europas blieb in Wien unbeachtet von der Musikwelt. Vivaldi starb zehn Monate nach seiner Ankunft am 28. Juli 1741 in Wien und wurde in einem einfachen Grab auf dem Spitaller Gottsacker vor dem Kärntnertor beigesetzt.
Kompositionen
Von den fast 500 Konzerten Vivaldis sind 241 für Violine als Soloinstrument erhalten. An zweiter Stelle folgen 39 Fagottkonzerte. Die anderen Concerti sind für verschiedene Holzblasinstrumente, wenige für Violoncello, aber auch für ausgefallene Instrumente wie Viola d’amore oder Mandoline. Vivaldi brachte das Solokonzert als eine Hauptform des Hochbarock auf, und er verhalf dreisätzigen Werken zum Durchbruch. In den schnellen Ecksätzen setzte er erstmals systematisch die Ritornell-Form ein, in der das Orchester eine musikalische Passage mehrmals wiederholt und sich abwechselt mit solistischen Abschnitten, die einen freieren, mehr episodischen Charakter haben und modulierende Passagen enthalten. Seine langsamen Mittelsätze sind gekennzeichnet durch Kantilenen des Soloinstruments.
Daneben dokumentieren rund 55 Ripienokonzerte (Konzerte ohne Solisten) und rund 21 Kammerkonzerte (Konzerte für Solisten ohne Orchester) ein intensives Experimentieren mit der Konzertform. Die 49 bisher identifizierten Opern Vivaldis wurden ab den 1970er Jahren nach und nach wiederentdeckt und auf Festivals gespielt oder für CDs produziert.
Erst in jüngsten Jahren findet auch Vivaldis umfangreiches geistliches Werk wieder Beachtung. Häufig findet sich hier der gleiche schwungvolle, virtuose Stil und eine ähnliche Experimentierfreudigkeit wie in seinen Solokonzerten. Vivaldi war nicht nur in Norditalien sehr einflussreich, sondern auch im deutschen Raum. Johann Georg Pisendel verbreitete nach seiner Italienreise Vivaldis Techniken am Dresdner Hof. [de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Vivaldi]
Antonio Vivaldi und die Orgel
Originale Orgelmusik ist von Antonio Vivaldi nicht überliefert. Allerdings gibt es bereits zu Lebzeiten Vivaldis viele Komponisten, die seine Konzerte für Tasteninstrument übertrugen. Ein wichtiger Vertreter ist Johann Gottfried Walther. Er bearbeitete mehrere Konzerte Vivaldis für die Orgel. Auch Johann Sebastian Bach transkribierte mehrere Konzerte für Cembalo und für Orgel. Bachs Stil machte unter dem Einfluss Vivaldis eine tiefgreifende Weiterentwicklung durch.