Katholische Hofkirche in Dresden

Christlieb Siegmund Binder

Christlieb Siegmund Binder (1723–1789) war ein Schüler Pantaleon Hebenstreits und Virtuose auf dessen „Pantaleon“ (eine Grossform des heutigen Hackbretts). Er wurde 1751 in die Dresdner Hofkapelle aufgenommen. Nach dem Eintritt in die Kapelle wandte Binder sich vom Pantaleon ab und dem Cembalo- und Orgelspiel zu. 1764 wurde Binder zum zweiten Organisten der Hofkirche ernannt, in der die letzte von Gottfried Silbermann gebaute Orgel stand. Gemeinsam mit dem ersten Organisten, Peter August, wurde Binder der wichtigste zeitgenössische Komponist für Claviermusik in Dresden. Auch im bürgerlichen Konzertleben Dresdens traf man Binder an. 1789 starb er als „Kurfürstlicher Kammer- und Kapellorganist“.

„Herr Binder in Dresden verdient nicht allein wegen der Menge seiner Arbeiten, sondern auch wegen ihrer Güte angepriesen zu werden. Gesang, Erfindung und ungemein viel Feuer ist überall bei ihm anzutreffen. Seine Sachen scheinen eigentlich für den Clavicimbel geschrieben zu sein, auf welchem sie auch die beste Wirkung tun“ (J. A. Hiller).

Kompositionen von Christlieb Siegmund Binder

Den Mittelpunkt von Binders Schaffen bilden 33 Clavier- bzw. Cembalokonzerte und 35 Werken für Cembalo solo. Unter den insgesamt 20 kammermusikalischen Kompositionen, die stark an die Werke von Carl Philipp Emanuel Bach erinnern, befinden sich 13 Triosonaten, bevorzugt für Flöte oder Violine, fünf Divertimenti und die beiden „Quatro“ genannten Werke für zwei Violinen, Cembalo und Violoncello.

Orgelwerke von Christlieb Siegmund Binder

Eine Handschrift enthält 72 Orgelstücke Binders in sechs Heften. Sie trägt den Titel: Präludia, vor die Orgel oder Cembalo di C. S. Binder, wobei verschiedene Fugen und Choräle ausgeführt sind. Fünf der sechs Hefte nennen als Autor nur „Sign. Binder“. Deshalb und weil Christlieb Siegmund Binder an der katholischen Hofkirche tätig war, wo ein geringer Bedarf an lutherischen Liedern bestand, wird seine Autorschaft bisweilen bezweifelt. Als Autor der Sammlung käme auch Binders Sohn August Siegismund Binder (1761–1815) in Frage. Dieser wirkte als evangelischer Kirchenmusiker.

Einige dieser Orgelstücke erschienen 1992 bei Bärenreiter in der Reihe „Orgelmusik der Klassik und Frühromantik“: Heft 1 enthält 7 Präludien, Heft 2 enthält 12 Choräle. Die Sammlung Alla Mozart (Orgelmusik zwischen Barock und Romantik) des Carus Verlags enthält ebenfalls 7 Stücke Binders.

Die Choralpräludien enthalten frei präludierende Abschnitte und Choralzeilen im Wechsel. Die Choralzeilen sind in schlichtem zwei- oder dreistimmigem Satz gehalten, in der Gestaltung der freien Abschnitte zeigt Christlieb Siegmund Binder viel Fantasie. Er versteht es mit charakteristischen, manchmal dramatischen oder tonmalerischen Motiven eine gute Wirkung zu erzielen.

Klangbeispiel

Typisch für die Choralpräludien Binders ist der Wechsel von freien Zwischenspielen und Choralzeilen. Im Choralpräludium «Erschienen ist der herrlich Tage» sind die Zwischenspiele sehr dramatisch gestaltet. Christlieb Siegmund Binder schildert Überwindung des Bösen durch Christi Auferstehung.

Aufnahme: Johannus Ecclesia, 2014

Beitragsbild: Die Katholische Hofkirche in Dresden um 1850